Umbennenung Kattunpark in Wipkingerpark
Der Bevölkerung wurde Wipkingerpark versprochen und dann änderte die Strassenbenamsungskommission den Namen auf Kattunpark. Der Vorstoss wurde knapp angenommen und der Park umbenannt.

Der Park an der Limmat zwischen der Wipkingerbrücke und der Ampèrestrasse wurde von der Strassenbenennungskommission Kattunpark getauft. Diese Namensgebung ist im Quartier auf grosses Unverständnis gestossen.

  1. Wurde das Quartier, insbesondere der Quartierverein, in die Namensfindung mit einbezogen?
  2. Wenn nein, warum nicht?
  3. Warum konnte der Name Wipkingerpark, so wie er während den Bauarbeiten hiess, nicht beibehalten werden?
  4. Wenn auf die Anwohner Rücksicht genommen werden musste, weshalb konnte man nicht einen geläufigeren Namen, wie z. B. Wipkingerpark wählen?

Der Stadtrat beantwortet die Anfrage wie folgt:
Am 18. Juni 2004 wurde der „Kattunpark“ im Rahmen einer Einweihungsfeier offiziell der Bevölkerung übergeben: Eine Parkanlage, die für die Bevölkerung auf beiden Seiten der Limmat gebaut wurde. Die frühere Ufermauer ist durch Sitz- und Liegestufen ersetzt und Erholungssuchende haben nun einen direkten Kontakt mit dem Wasser. Schon sehr früh wurde vom Vorsteher des Tiefbau- und Entsorgungsdepartements sowie der Planungsgruppe der Wunsch geäussert –, dass die Mitglieder der Strassenbenennungskommission einen Namen für den Park finden würden, der nicht nur für Wipkingen eine Bedeutung haben soll, sondern für die Nutzerinnen und Nutzer beidseits der Limmat, werden doch mit der geplanten Brücke künftig die beiden gegenüberliegenden Ufer miteinander verbunden.

In der Regel wird der betreffende Quartierverein von der Strassenbenennungskommission um seine Meinung zu einer Namensgebung angefragt, vor allem dann, wenn Strassen oder Wege mit Adressfunktion benannt werden sollen. Oft bleibt eine Reaktion der Quartiervereine aus. Eine Verpflichtung der Kommission, die Quartiervereine in die Namensfindung einzubinden, besteht jedoch nicht. In seltenen Fällen (z. B. bei Grossprojekten) kann es sein, dass auch die Bevölkerung aufgefordert wird, Namensvorschläge einzureichen. Dieses Vorgehen wurde etwa im Zentrum Zürich Nord gewählt. Letztlich entscheidet der Stadtrat auf Antrag der Strassenbenennungskommission über die Namensgebung.

Im Gespräch waren zu Beginn folgende möglichen Benennungen: „Park Am Wasser“, „Park am Fluss“, „Breitensteinpark“, „Ampèrepark“, „Seidenpark“. Am einfachsten war der Entscheid, auf „Park Am Wasser“ als möglichen Namen zu verzichten, weil die Bezeichnungen „Am Wasser“ und Ähnliche schon sehr häufig verwendet werden (Wasserwerkstrasse, Wasserschöpfi, Strasse Am Wasser, Schulhaus Am Wasser).

Die Mitglieder der Strassenbenennungskommission haben sich vor allem und intensiv mit der Geschichte dieses Gebiets auseinander gesetzt. Mit dem Namen des neuen Parks sollte auch ein Bezug geschaffen werden zur Geschichte des Quartiers, denn Strassen-, Weg- oder Platznamen sind fast immer auch Zeitzeugen. Daher wurden auch die Gedanken an einen „Breitensteinpark“ (die Breitensteinstrasse nimmt Bezug auf eine Häusergruppe „Im Breitenstein“, benannt nach einem Findling), oder „Ampèrepark“ (Ampèrestrasse: bereits erfolgte Ehrung des Physikers André-Marie Ampère) wieder verworfen.

Nach Überzeugung der Strassenbenennungskommission erfüllte der Name „Kattunpark“ die genannten Bedingungen am treffendsten. Die Baumwoll- oder eben „Kattunindustrie“ war an beiden Ufern der Limmat ein bedeutender Industriezweig. Die wohl bedeutendste Vertreterin dieses Wirtschaftszweigs im frühen 19. Jahrhundert war die Kattundruckerei Esslinger auf der linken Seite, von deren Gebäuden eines heute noch steht (Sihlquai 332). Von internationaler Bedeutung war auch die Kattundruckerei Hofmeister in Wipkingen, deren Gebäude an der Wasserwerkstrasse 119 bis 127 liegen. Auch das Unternehmen Escher Wyss wurde ursprünglich als Baumwollspinnerei gegründet. Auf dem Gebiet des heutigen ‚Kattunparks’ stand ebenfalls eine von mehreren Baumwolldruckereien in Wipkingen.

„Kattun“, das sich vom französischen „coton“ ableitet, war im Zürich des 19. Jahrhunderts durchaus ein gebräuchlicher Begriff, der auch heute im Rechtschreibungs-Duden als Stichwort aufgeführt ist. Das heisst, er gehört wie Spaghetti oder Spagetti, Maghreb, Mathe und Mathematik zum „für die Allgemeinheit bedeutsamen Wortschatz der deutschen Sprache“ (Zitat Duden zum Thema Auswahl der Stichwörter). Übrigens: Auch der typisch zürcherische Ausdruck „Bauele“ wird heute nicht mehr spontan von allen verstanden.

Zudem gibt es in der Stadt Zürich unzählige Namen für Strassen und Plätze, die nicht ohne weiteres verständlich sind: Wie kamen zum Beispiel die Stodolastrasse und der Klusplatz zu ihren Namen, oder wer wird mit der Gessnerallee geehrt?

Der Stadtrat nimmt die geäusserten Einwände gegen den Namen „Kattunpark“ durchaus zur Kenntnis – genauso, wie die Äusserungen, die sich positiv zur Namensgebung stellen. Beide waren an der Einweihungsfeier zu hören. Tatsächlich ist es nicht einfach, einen Namen zu ersetzen, der sich während der Planung und Bauzeit quasi als Arbeitstitel eingebürgert hat. Damit das nicht mehr vorkommt, sollen die Mitglieder der Strassenbenennungskommission künftig bereits in einer frühen Phase der Projektierung mit einbezogen werden.

Der Stadtrat ist sich bewusst, dass der Name „Kattunpark“ noch nicht in der Bevölkerung verankert ist; das kann er nach so kurzer Zeit auch nicht. Er ist aber überzeugt, dass die Bevölkerung beidseits der Limmat den neuen, offenen Park rasch und intensiv nutzen wird und dass der neue Name bald selbstverständlich sein wird. Die zahlreichen positiven Rückmeldungen zum Park und zu seinem Namen bekräftigen den Entscheid. Die Leiterin der Schule für Haushalt und Lebensgestaltung (SHL) plant sogar eine Ausstellung über die Kattunfärbereien, mit der sie der Quartierbevölkerung den geschichtlichen Hintergrund des Wortes „Kattun“ näher bringen will.

 → Verfolgen Sie den Fortgang des Vorstosses auf der Website des Gemeinderats!